Wahlfach: Patient Innenstadt - Urbane Praxis

  shoppingstraße in Köln Urheberrecht: © städtebau  

Wintersemester 2022/23

Dauer: ein Semester

Patient Innenstadt – Urbane Praxis

Vom Marktstand bis zum Internet, von Selbstbedienung bis zum Onlineshopping:
der Wandel von Handel zum Konsum in unseren Städten hat sich mit Beginn des 20. Jahrhunderts sowohl im Einkaufsverhalten, aber auch durch den Verlust des ‘räumlichen Bezugsraums‘ stark verändert.

Brachte der Konsum zwischenzeitig architektonische Faszinationen und spezifische Typologien wie Kaufhäuser als Konsumtempel oder Boutiquen mit Liebe zum Detail hervor, verwandelt der Handel noch heute, mit bunter temporärer Bespielung, die unterschiedlichsten Plätze zu Wochenmärkten oder anderen Festivitäten.

Galt die zunehmende Errichtung von Malls in den 2000-er Jahren unter Kritikern und Kritikerinnen neben dem Onlinehandel schon lange als nennenswerter Grund für den Leerstand in den Fußgängerzonen, so scheint vor allem der Onlinehandel einhergehend mit der beschleunigten Digitalisierung – ausgelöst von einer weltweiten Pandemie – dem Einzelhandel den Geist ausgetrieben zu haben:
Die ‘raumbezogene Zukunft‘ der leergefegten Innenstädte scheint ungewiss.

Während das Online-Angebot für Kunden und Kundinnen pluralisiert und die Erreichbarkeit mit Mitgliedschaften wie ‘prime-Tarifen‘ stetig steigt, wird der Raumbedarf-/und Bezug an Verkaufsraum wie Ladenlokale immer geringer.

Doch auch der mittlerweile sogar dem kurzfristigen Bedarf entsprechende Onlinehandel konnte in der Corona-Pandemie – trotz raffinierter Logistik– Lieferkettenengpässen und Warenknappheit nicht vorbeugen. Schien die Optimierung des Konsums auf dem Zenit angelangt, so lassen sich Analogien von leeren Ladenregale undHamsterkäufen zur Weltwirtschaftskrise 1920 in Ausnahmezuständen auch heute nicht vermeiden.
– Ist es also an der Zeit, zwischen Wohnungsnöten und Ladenlokalleerstand in den Städten für eine ‚räumliche‘ Rückbesinnung des Einzelhandels zu plädieren und auf welcher Basis würde diese Forderung fußen?

Während sich Le Corbusier eher als Chirurgen verstand, der in seinen Visionen dem Patienten ‚Stadt‘ das Fleisch ausriss, gibt es neben der klassischen Schulmedizin-Analogie noch andere weniger radikale architektonische Haltungen. Beispielsweise könnte das Ziel einer behutsamen Stadterneuerung in der Medizin mit der Homöopathie übersetzt werden. Um im anatomischen Bild zu bleiben: Die daraus resultierenden unterschiedlichsten Behandlungsmethoden widmen sich Krankheitsbildern der Baukultur, die zuvor in einer Anamnese festgestellt und einem Anamnesebogen des Patienten protokolliert wurden.
Es ist also an der Zeit eine Bestandsaufnahme, eine Anamnese der Patienten mit ähnlichen Symptomen durchzuführen, um vergleichbare Krankheitsbilder und Stadien sowie vorausgegangene Behandlungen zu erforschen.

Ziel:

Im Reallabor Zahnarztpraxis wurden bereits 40 Städte aufgenommen und es gilt nun den Patientenbogen weiterzuentwickeln, die Befunde in der Öffentlichkeit - in einer Kuration - zur Diskussion zu stellen und erkannte Krankheitsbilder direkt am offenen Zahnfleisch in den Einkaufsstraßen der Städte vor Ort im Sinne der „Urbanen Praxis“ zu behandeln.

 

Externe Links