NRW.BANK.Studienpreis „Wohnen & Stadt“
1. Platz für Masterarbeit von Lena Gronau und Raffaela Reinecke
„Zwischen den Zeilen – Weiterentwicklung von Zeilenbausiedlungen der 1950er bis 1970er Jahre“
Wie lassen sich sanierungsreife Wohnsiedlungen aus den 50er, 60er und 70er Jahren am besten nutzen, um mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen? Wie kann durch Raumplanung das Nachbarschaftsgefüge in Städten gestärkt werden? Und wie lässt sich durch gezielte Quartiersentwicklung die Gesundheit sozial benachteiligter Kinder fördern? Mit dem NRW.BANK.Studienpreis „Wohnen & Stadt“ zeichnete die NRW.BANK heute zum 13. Mal Studienabschlussarbeiten aus, die solchen Themen wissenschaftlich auf den Grund gehen. Der Wettbewerb findet jedes Jahr statt und ist mit insgesamt 6.000 Euro dotiert.
„Mit dem Studienpreis wollen wir den akademischen Nachwuchs ermuntern, sich mit frischem Blick den meist komplexen Fragestellungen der Stadtentwicklung zu nähern und innovative sowie umsetzbare Handlungsempfehlungen zu entwickeln“, sagt Dietrich Suhlrie, Mitglied des Vorstands der NRW.BANK.
Steckbrief
Absolventinnen: Lena Gronau, Raffaela Reinecke
Abschluss: Master of Science
Prüferin: Prof. Christa Reicher
Co-Prüfer: Prof. Wim van den Bergh
Einrichtung: Lehrstuhl und Institut für Städtebau und Entwerfen und Lehrstuhl und Institut für Wohnbau und Grundlagen des Entwerfens
Die Arbeit setzt sich mit der zukünftigen Entwicklung von Zeilenbausiedlungen aus der Nachkriegszeit auseinander. Der steigende Druck auf dem Wohnungsmarkt in wachsenden Städten hat in den vergangenen Jahren zu einer Aufwertung und zu einer intensiveren Flächennutzung von bestehenden Stadtstrukturen geführt. Insbesondere in der aufgelockerten Bebauung der Zeilenbausiedlungen verbirgt sich ein großes Potenzial mehr Wohnraum in städtischer Lage zu schaffen.
Die Arbeit zeigt durch die Erstellung eines allgemeingültigen Werkzeugkastens Handlungsmöglichkeiten auf, welche bei der Weitentwicklung und Anpassung von Siedlungen der 1950er bis 1970er Jahre auf die heutigen Anforderungen eine essenzielle Rolle spielen. Dieser Werkzeugkasten ist in einem beispielhaften Entwurf in Moers Meerfeld angewendet worden.
Im Entwurf werden vier unterschiedliche Umgangsformen mit dem Bestand der Siedlung entwickelt. Im Nord-Osten wird die bestehende Zeilenstruktur durch einen weiteren Hochpunkt und drei Neubauten behutsam ergänzt und es entsteht eine klare Zonierung von öffentlichen, halböffentlichen und privaten Räumen. Im nordwestlichen Baufeld wird der Bestand in seiner Struktur erhalten und durch eine Aktivierung der umgebenden Grünfläche aufgewertet. Im mittleren Baufeld entstehen durch die Gruppierung der Zeilen mit Neubauten Hofstrukturen mit untergeordneten Nachbarschaftspunkten. Die Reihenhausbebauung im Süd-Osten wird arrondiert und verbindet somit die Siedlung mit der Umgebung.
Der Entwurf erhält trotz einer hohen Nachverdichtung den für diese Zeit typischen fließenden Grünraum. Dieser wird mittels unterschiedlichen Freiraumnutzungen intensiver bespielt. Die Ergänzung der bestehenden Solitäre durch zwei weitere Hochpunkte betont bewusst das harmonische Zusammenspiel der horizontalen und vertikalen Baukörper.
Die ergänzenden Hochpunkte übersetzten die Bauform der bestehenden Solitäre, werden aber durch einen klaren Materialwechsel vom Bestand ablesbar gemacht.