PhD School "Heritage at Home"
26. September bis 30. September 2022
Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT), die RWTH Aachen und das Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa in Leipzig (GWZO) veranstalten gemeinsam das Doktorandenkolleg "Heritage at Home. Interdisziplinäre Perspektiven auf das Erbe von Wohnvierteln in den postsozialistischen/sowjetischen Städten" im Rahmen des Verbundprojekts Stadt Kultur Bauen.
Thema
Das Doktorandenkolleg wird sich auf die kritische Diskussion von Konzepten und Praktiken des Kulturerbes in Wohnvierteln konzentrieren. Vor allem unter dem Aspekt ihrer sozioökonomischen Funktion, d.h. der Bereitstellung von Wohnraum für die Stadtbewohner, sind diese Gebiete weit mehr als nur Stadtlandschaften mit einheitlicher, gewöhnlicher Architektur. Sie zeichnen sich einerseits durch ein hohes Maß an Ortsverbundenheit der Bewohner/der örtlichen Gemeinschaft aus, andererseits wird der Wert dieser gebauten Umwelt - von der lokalen Volksarchitektur bis hin zu modernen Massenwohnungsbauprojekten - von den Denkmalschutzbehörden nur selten anerkannt. Infolgedessen besteht für historische Viertel ein höheres Risiko der Vernachlässigung, der Misswirtschaft und sogar des Abrisses aufgrund von Sanierungsinteressen und schwächeren Schutzmechanismen. In den Diskussionen wird die Besonderheit des Wohnens als Kulturerbe aus einer interdisziplinären Perspektive und unter verschiedenen Gesichtspunkten untersucht:
- Top-down (Erbe, wie es von staatlichen Akteuren konstruiert und genutzt wird, offizielle Politik und Gesetzgebung)
- Bottom-up (Graswurzelbewegungen, zivilgesellschaftlicher Aktivismus, persönliche Geschichten)
- Inside-out (Verbindungen zwischen privaten und öffentlichen Räumen, persönlichen Geschichten und offiziellen Erzählungen, materiellem und immateriellem Erbe, gebauter und natürlicher Umwelt)
Da wir das kulturelle Erbe als einen dynamischen Prozess betrachten, geht es nicht so sehr darum, eine Perspektive allein einzunehmen, sondern vielmehr darum, Überschneidungen zwischen diesen Analysestrategien zu erkennen. Von besonderem Interesse sind Beiträge, die versuchen, eine Brücke zwischen Theorie und Praxis zu schlagen, indem sie spezifische Fallstudien analysieren, die zeigen, wie kulturelles Erbe in Wohngebieten konzeptualisiert, wahrgenommen, verhandelt, angefochten oder ignoriert wird.
Dem regionalen Fokus unseres Projekts folgend, wollen wir verschiedene Fallstudien aus dem postsozialistischen und postsowjetischen Raum kritisch diskutieren, aber auch Vergleiche mit Städten außerhalb dieser Gebiete anregen. Auf welche Weise beeinflusst der spezifische politische und sozioökonomische Kontext die Wahrnehmung, Einstellung und Politik in Bezug auf das kulturelle Erbe in Wohnvierteln? Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede lassen sich zwischen den MOE-Ländern, von denen einige heute EU-Mitglieder sind, und den postsowjetischen Staaten feststellen? Wie wird das bauliche Erbe des Sozialismus wahrgenommen und welche Spannungen erzeugt es in verschiedenen lokalen Kontexten? Welche langfristigen Kontinuitäten sind zu beobachten (kulturell, institutionell), und wie wirken sich Brüche auf die Wahrnehmung und Verwaltung des baulichen Erbes aus? Wie können wir Konzepte der Nachhaltigkeit in Diskussionen über die Gegenwart und Zukunft historischer Stadtviertel integrieren? Die Beiträge werden in vier thematische Sitzungen unterteilt, die sich an den Hauptinteressenbereichen unseres Projekts orientieren:
- Werte (Haltungen, Wahrnehmungen)
- Institutionalisierte Praktiken (Institutionelle Akteure und Praktiken)
- Bürgerliche Praktiken (Bewohner und Aktivisten. Performing Heritage)
- Räumliche Transformationen (Orte, Morphologie und Wandel)